Saarbrücken, Gebäude der Saarbrücker Landeszeitung, Ursulinenstraße, 1925-26 von Hans Herkommer (abgerissen). Foto aus: Werden – Wachsen – Wollen. Festschrift zur Eröffnung des neuen Gebäudes der „Saarbrücker Landes-Zeitung“. Saarbrücken 1926

Saarbrücken, Gebäude der Saarbrücker Landeszeitung, Ursulinenstraße, 1925-26 von Hans Herkommer (abgerissen) 

Ansicht von der Ursulinenstraße. Foto aus: Werden – Wachsen – Wollen. Festschrift zur Eröffnung des neuen Gebäudes der „Saarbrücker Landes-Zeitung“. Saarbrücken 1926

Ansicht von der Ursulinenstraße 

Ansicht von der Ursulinenstraße. Foto aus Heinrich Fassbinder (Hg.): Unsere Diözese Trier. Ein kirchliches Heimatbuch. Saarbrücken 1932, S. 91

Ansicht von der Ursulinenstraße 

Grundriss. Abbildung aus: Werden – Wachsen – Wollen. Festschrift zur Eröffnung des neuen Gebäudes der „Saarbrücker Landes-Zeitung“. Saarbrücken 1926

Grundriss 

Innenansicht. Foto aus: Werden – Wachsen – Wollen. Festschrift zur Eröffnung des neuen Gebäudes der „Saarbrücker Landes-Zeitung“. Saarbrücken 1926

Innenansicht 

Saarbrücken, Bezirk Mitte (St. Johann), Haus der Saarbrücker Landeszeitung

Letzte Änderung: 09/04/2013

Ein Bau, bis ins kleinste Detail von expressionistischer Formensprache geprägt, war die Saarbrücker Landeszeitung in der Ursulinenstraße. Der repräsentative Haupttrakt erlitt im Zweiten Weltkrieg erhebliche Zerstörungen. Er wurde zunächst provisorisch wieder aufgebaut und zeigte nur noch wenig von seiner ursprünglichen Ausdruckskraft. So regte sich kaum Widerstand, als der Gebäudekomplex um 1970 für einen geplanten Erweiterungsbau der Landesbank und die projektierte Nordtangente abgerissen wurde. Beide sind bis heute nicht vorhanden. Die Landeszeitung aber zählte zweifellos zu den bedeutendsten Bauten des Saargebiets, sein Fehlen ist bedauerlich. 

 

Der Stuttgarter Architekt Hans Herkommer hatte den 1924 ausgeschriebenen Wettbewerb für den Zeitungsbau unter 26 Teilnehmern gewonnen. Im Januar 1925 erfolgte der erste Spatenstich, im Juni war die Grundsteinlegung und im März 1926 wurde der Bau bereits teilweise bezogen, endgültig dann im Juni 1926. 

 

Die Landeszeitung wurde auf trapezförmigem Grundstück im Kreuzungsbereich von Kaiser-, Viktoria- und Ursulinenstraße unterhalb des Bahnhofs errichtet. Ein stattlicher dreistufiger Giebelbau, 16m breit und 30m hoch, bildete die repräsentative Stirnwand des Komplexes. Daran schlossen sich jeweils straßenbegleitend ein siebengeschossiger, 80m langer Verwaltungsbau und der nur wenig niedrigere Betriebstrakt an. Ein kurzer Verbindungsteil verklammerte beide. "Für das Gepräge des Baus war seine Bestimmung und seine innere Struktur maßgebend." Die Bestimmung sah Herkommer "in einer einfachen und selbstsicheren Wahrhaftigkeit, welche das Gebot der Sachlichkeit und Einfachheit nicht mit Nüchternheit und die Notwendigkeit repräsentativer Geltung nicht mit Überladung und Verschwendung verwechselt." (Festschrift Landeszeitung 1926, S. 26)

 

Die Fassade des Giebeltraktes, des Repräsentationsbaus, der die große Schalterhalle mit einem zweigeschossigen Vortragssaal darüber aufnahm, brachte eine "einprägsame und stolze Haltung" zum Ausdruck, die Längsfront dagegen in ihrer rhythmischen Fensterreihung die "zusammenfassend geordnete große Ausdehnung des Unternehmens". In der gesamten Architekturgestaltung wurde die Geschossgliederung überspielt durch senkrechte Elemente: spitzbogige Fensterarkaden, aus denen spitz hervor tretende Balkone wuchsen, schmale, hochrechteckige Sprossenfenster, lotrechte Fensterbänder mit Dreiecksgiebeln, der Stufengiebel. Die Betonung der Horizontalen durch Fenstergesimse an nur wenigen Stellen verlieh dem Bau Spannung.

 

Über eine breite Freitreppe betrat man die Schalterhalle. In ihrer Mitte zeichneten in Dreiecksform gespannte Stützen einen Freiraum aus. Die Ausstattung von Schalterhalle und Vortragssaal schilderte und dokumentierte sowohl das Gewerbe des Hauses als auch die saarländische Industrie: Eisen, Glas, Mosaik und Ton. Reliefgeschmückte Eisengussplatten verkleideten die rechteckigen Säulen, Glasmalerei und Glasschliff gestalteten die großen Fenster. Stift-Mosaik bedeckte den Boden. In den Festsaal flutete durch die große fünfgliedrige Fenstergruppe das Licht. "Eine silbern metallische Farbgebung weitet den schmalen Raum, ein schwarzbraun funkelnder Boden und eine leuchtend blaue Decke mindern die Höhe." (Festschrift Landeszeitung 1926, S. 30)

 

Das Äußere überraschte mit seiner roten Farbigkeit. Anlässlich der Eröffnung am 28. Juni 1926 druckte die Landeszeitung eine Festausgabe. Wenige Sätze daraus von Minne Reinecke charakterisieren seine Wirkung: "Und nun leuchtet mit einem Male ein Fanal auf in diesem wunderschön geordneten Rundbild von Mauern, Villen, Gärten, Türmen, leuchtet rot und flammt über Mauern und Gärten hinweg, zieht immer wieder den Blick auf sich, auch den missbilligenden, ablehnenden Blick. Denn es ist so eigenartig, so völlig aus dem Rahmen fallend, dieses neue hohe Haus, dass all die edle Gotik, all das kostbare Barock, alle die nüchternen grauen Kästen der ehrenwerten Arbeitsstadt sich eigentlich indigniert abkehren müssten."

 

Marlen Dittmann

 

 

Bibliografie

  • Werden – Wachsen – Wollen. Festschrift zur Eröffnung des neuen Gebäudes der „Saarbrücker Landes-Zeitung“. Saarbrücken 1926
  • Marlen Dittmann: Die Baukultur im Saarland 1904-1945. Saarbrücken 2004, S. 84-87 (Saarland-Hefte 3, eine Veröffentlichungsreihe des Instituts für Landeskunde im Saarland) 
  • Elke Sohn: Avantgardistisch und traditionalistisch. Zu den saarländischen Bauten des Architekten Hans Herkommer. In: Saar-Geschichten. Magazin zur regionalen Kultur und Geschichte, Heft 1, 2013, S. 12-17

 

Redaktion: Oranna Dimmig, Claudia Maas


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