Gunter Demnig, Stolpersteine für Fritz Dobisch, Peter Roth und Wendel Schorr, 2011. Foto: Institut für aktuelle Kunst im Saarland, O.D., 2011

Gunter Demnig, Stolpersteine für Fritz Dobisch, Peter Roth und Wendel Schorr, 2011 

Gunter Demnig, Stolperstein für Fritz Dobisch, 2011. Foto: Institut für aktuelle Kunst im Saarland, O.D., 2011

Gunter Demnig, Stolperstein für Fritz Dobisch, 2011 

Gunter Demnig, Stolperstein für Peter Roth, 2011. Foto: Institut für aktuelle Kunst im Saarland, O.D., 2011

Gunter Demnig, Stolperstein für Peter Roth, 2011 

Gunter Demnig, Stolperstein für Wendel Schorr, 2011. Foto: Institut für aktuelle Kunst im Saarland, O.D., 2011

Gunter Demnig, Stolperstein für Wendel Schorr, 2011 

Gunter Demnig, Stolpersteine für Fritz Dobisch, Peter Roth und Wendel Schorr, 2011, vor dem Haupteingang des Saarbrücker Rathauses. Foto: Institut für aktuelle Kunst im Saarland, O.D., 2011

Gunter Demnig, Stolpersteine für Fritz Dobisch, Peter Roth und Wendel Schorr, 2011, vor dem Haupteingang des Saarbrücker Rathauses 

Saarbrücken, Demnig, Stolperstein, Dobisch, Fritz; Roth, Peter; Schorr, Wendel

Letzte Änderung: 14/03/2013

Gunter Demnig

3 Stolpersteine

Beton, Messing, per Hand eingeschlagene Inschrift, je 96 x 96 x 100 mm

Saarbrücken, St. Johann, Rathausplatz, vor dem Haupteingang des Rathauses


  • Stolperstein für Fritz Dobisch
    Initiative: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN – Bund der Antifaschisten Saar e.V.
    Verlegedatum: 8. April 2011
    Text der Inschrift:
    "Fritz Dobisch / Jg. 1890 / Stadtverordneter / 1932 bis 1935 / verhaftet 10.5.1940 / KZ Buchenwald / ermordet 7.7.1941"

 

Biografie:

"Fritz Dobisch wurde am 16. Februar 1890 in Merzingen bei Nördlingen geboren. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Schreinerlehre. Am Ersten Weltkrieg nahm er von 1914 bis 1918 als Unteroffizier teil. Er wurde schwer verwundet.
1916 heiratete er die aus dem saarländischen Bous stammende Näherin Katharina Portz.  1919 zog das Paar nach Bous, wo Fritz Dobisch zu den Mitbegründern des dortigen SPD-Ortsvereins wurde. Ab 1919 war Dobisch in Luisenthal beim Verband der Fabrikarbeiter Deutschlands als Gewerkschaftssekretär tätig und wurde dort bereits 1920 Bezirksleiter. 1928 wurde er zum Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) Saar gewählt, ein Amt, das er bis 1935 bekleidete. Ab 1930 lebte er in Saarbrücken, wo er ab 1932 für die SPD dem Stadtrat angehörte.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Deutschen Reich war Dobisch darum bemüht, den ADGB im Saargebiet aus den Auseinandersetzungen mit der NSDAP herauszuhalten. Im Zuge der Saar-Abstimmung positionierte sich der ADGB Saar für die Beibehaltung des Status Quo, also gegen die Rückgliederung ins Deutsche Reich. Am 13. Januar 1935 stimmte jedoch die Mehrheit der Saarländerinnen und Saarländer für die Angliederung an das Deutsche Reich. Damit bestand für Fritz Dobisch größte Gefahr für Leib und Leben. Am 17. Februar emigrierte er deshalb mit seiner Frau nach Luxemburg.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dobisch, nachdem auch Luxemburg von Hitler-Deutschland besetzt war, im Mai 1940 von Angehörigen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhaftet.
Die Stationen des darauf folgenden Martyriums waren: Gestapo-Haft in Trier, Zuchthaus Wittlich, Gestapo-Haft in  Düsseldorf. Da die Gestapo nicht genügend Beweismaterial hatte, um eine Anklage gegen ihn zu konstruieren, wurde Anfang Juli 1941 seine Überstellung ins KZ-Buchenwald angeordnet. Vier Tage nach seiner Ankunft in Buchenwald wurde  Fritz Dobisch am 7. Juli 1941 ermordet, angeblich starb er an einer 'Gehirnerschütterung in Folge eines Unfalls'.
Die Urne mit seinen sterblichen Überresten ist auf dem Friedhof in Bous beigesetzt." (Presse-Mitteilung der Landeshauptstadt Saarbrücken)


  • Stolperstein für Peter Roth
    Initiative: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN – Bund der Antifaschisten Saar e.V.
    Verlegedatum: 8. April 2011
    Text der Inschrift:
    "Peter Roth / Jg. 1900 / Erster Beigeordneter 1932 bis 1935 / verhaftet 10.9.1936 / Zuchthaus Siegburg / ermordet 16.7.1943"

 

Biografie:

"Der am 4. November 1900 in Otzenhausen (damals Regierungsbezirk Trier) geborene Peter Roth war nach dem Besuch der Volksschule als Hilfsarbeiter und Bergmann tätig. 1918 war er für einige Monate Soldat im Ersten Weltkrieg. Danach arbeitete er für kurze Zeit wieder als Bergmann, 1921 zog er nach Saarbrücken, war von 1923 bis Anfang 1933 als Arbeiter bei der Burbacher Hütte beschäftigt. Danach war er arbeitslos bis Februar 1936 und von da ab bis September 1936 mit Notstandsarbeiten bei der Firma Leydicker und Co. in Saarbrücken beim Straßenbau tätig. Er heiratete 1924 seine Frau Philippina, geborene Day. Sie hatten zwei Söhne.
Peter Roth trat 1930 der Kommunistischen Partei (KP) bei und auch der Roten Hilfe. Er wurde Mitglied des Proletarischen Freidenkerverbandes, trat aus der katholischen Kirche aus. 1931 wurde er Hauptkassierer der KP in der Stadt Saarbrücken und übte auch weitere Parteifunktionen aus. Bei der Kommunalwahl am 13. November 1932 wurde er in den Stadtrat gewählt, legte dann nach seiner Wahl zum ehrenamtlichen Beigeordneten sein Mandat nieder, wodurch ein weiterer Genosse von ihm in den Stadtrat nachrücken konnte.
Die Jahre 1933 bis 1935 sahen ihn aktiv im antifaschistischen Kampf gegen den Anschluss des Saargebietes an Hitler-Deutschland. Als die Verhaftungswelle gegen die illegale KP-Gruppe um Otto Johänntgen, Walter Brückner und andere in Sommer 1935 einsetze, hat er die illegale Arbeit vorübergehend ‚aus Gründen der Vorsicht’ eingestellt, bald danach  jedoch wieder aufgenommen.
Peter Roth wurde am 10. September 1936 zusammen mit anderen seiner Genossen festgenommen. Mangels genügender Beweise wurde ein gerichtliches Verfahren nicht anhängig gemacht, aber er wurde in Schutzhaft behalten und im Konzentrationslager Lichtenburg untergebracht. Peter Roth kam vom KZ-Lichtenburg am 14.4.1937 ins Saarbrücker Polizeigefängnis Alexanderstraße, war ab dem 10. Mai dann in der Strafanstalt Lerchesflur.
Gegen Peter Roth wurde Anklage im Zusammenhang mit dem sogenannten ‚Rote Hilfe-Prozess’ erhoben. Dieser wurde an sechs Tagen im Januar 1938 vor dem Oberlandesgericht Hamm gegen 24 Frauen und Männer aus Saarbrücken durchgeführt. Das Gericht tagte in Saarbrücken und verkündete am 18. Januar gegen die neun Frauen, zwölf Arbeiter und zwei Rentner insgesamt 94 Jahre und zehn Monate Zuchthaus und sechs Jahre und 10 Monate Gefängnis-Strafen.
Gegen Peter Roth wurden neun Jahre Zuchthaus ‚für ausreichend und erforderlich angesehen.’ Außerdem  sprach man ihm die bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von zehn Jahren ab. Am 16. Juli 1943 kam der ehemalige Saarbrücker Beigeordnete Peter Roth im Zuchthaus Siegburg unter ungeklärten Umständen ums Leben." (Presse-Mitteilung der Landeshauptstadt Saarbrücken)


  • Stolperstein für Wendel Schorr
    Initiative: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN – Bund der Antifaschisten Saar e.V.
    Verlegedatum: 8. April 2011
    Text der Inschrift:
    "Wendel Schorr / Jg. 1903 / Stadtverordneter / 1932 bis 1935 / verhaftet 13.2.1937 / KZ Ravensbrück / ermordet 24.2.1944"

 

Biografie

"Wendel Schorr wurde am 31. Januar 1903 in Oberthal-Imweiler geboren. Er besuchte dort die Volksschule und nahm nach seiner Schulentlassung 1917 eine Arbeit beim Neunkircher Eisenwerk an. Dort blieb er bis 1925. Danach arbeitete er bis Sommer 1926 bei der Burbacher Hütte. Ab dem 29. Juli 1926 war er bis zu seiner Entlassung am 31. Dezember 1936 als Straßenbahner bei der Stadt Saarbrücken tätig. Am 26. Juli 1928 heiratete er seine Frau Emma, geb. Pontius, in Mittelbexbach. Sie hatten einen Sohn.
Im August 1932 wurde Wendel Schorr Mitglied der Kommunistischen Partei (KP). Er gehörte von 1932 bis 1935 dem Saarbrücker Stadtrat an. Er war Vorsitzender der KP-Betriebszelle bei der Straßenbahn und Mitglied der erweiterten Bezirksleitung der KP-Saar-Nahe.
Nach der Eingliederung des Saarlandes in das Deutsche Reich 1935 setzte Wendel Schorr seine jetzt illegale Parteiarbeit fort. Er versuchte, unter schwierigsten Bedingungen die kommunistischen Straßenbahner neu zu organisieren. Vermutlich im Zusammenhang mit den Verhaftungen der Gruppe um Otto Johänntgen und Walter Brückner geriet er ins Visier der Gestapo. Er wurde am 13. Februar 1937 vorläufig festgenommen und war ab 7. April in Untersuchungshaft. Die Gestapo Saarbrücken hatte am 9. März 1937 nach Berlin berichtet, ‚dass auch innerhalb des Betriebes der städtischen Straßenbahn Saarbrücken eine kommunistische Zelle aufgebaut worden war’. Der Generalstaatsanwalt in Hamm erhob am 23. Juli Anklage gegen Schorr wegen ‚Hochverrat’.
Wendel Schorr wurde am 25. August in das Gerichtsgefängnis nach Hamm verbracht und stand am 2. September 1937 vor dem 5. Strafsenat des Oberlandesgerichts. Dieser verurteilte ihn zu drei Jahren und drei Monaten Zuchthaus. Aus dem Zuchthaus Siegburg wurde er für 14 Tage zum ‚Rote Hilfe-Prozess’ nach Saarbrücken verbracht. Weitere Haftstationen waren die Zuchthäuser Butzbach (Hessen) und Fuhlsbüttel (Hamburg). Dort hatte er am 2. Juni 1940 seine Strafe verbüßt. In einem Schreiben der Strafanstalt vom 30.4.1940 hieß es: ‚Anschließend an seine Entlassung wird Schorr der Staatspolizei zugeführt.’ Diese kerkerte ihn erst im KZ-Dachau ein. Seine Häftlingsnummer: 13711. Von dort wurde er in das KZ-Ravensbrück 'überstellt'.
Frau Schorr erhielt Ende Februar 1944 die Nachricht, dass ihr Mann am 24. Februar verstorben sei. Sterbeursache: ‚Angina Pectoris’. Amtsärztlich wurde bescheinigt: ‚Auf Grund der Leichenschau hat sich ein Verdacht nicht ergeben, dass der Verstobene eines nicht-natürlichen Todes gestorben sei’. Und der Amtsvorsteher des Bezirks attestierte verdächtigerweise gleich dazu: ‚Hier sind keine Umstände bekannt, die auf Herbeiführung des Todes durch strafbare Handlung schließen lassen.’ Aber die Lager-Kommandantur ordnete an: ‚Die Einäscherung der Leiche ist innerhalb von 24 Stunden durchzuführen.’
Im Stadtteil Saarbrücken-Malstatt trägt eine kleine Straße den Namen Wendel Schorrs." (Presse-Mitteilung der Landeshauptstadt Saarbrücken)

 

Bibliografie und Quellen

  • Hermann Volk: Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu den Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Band 4, Saarland. Herausgegeben vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des deutschen Widerstandes 1933-1945, vom Bundesvorstand und vom Landesverband Saar der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten. Köln 1990
  • Presse-Mitteilung der Landeshauptstadt Saarbrücken zur Verlegung von Stolpersteinen am 8. April 2011
  • www.saarbrücken.de
  • Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Objekt Nr. 4467, 4468 und 4469


Redaktion: Oranna Dimmig


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