Katholische Pfarrkirche St. Barbara, Dudweiler, 1956-60 nach Plan von Heinrich Latz und Anton Laub. Foto: Archiv Institut für aktuelle Kunst

Katholische Pfarrkirche St. Barbara, Dudweiler, 1956-60 nach Plan von Heinrich Latz und Anton Laub 

Ansicht von Osten. Foto: Rüdiger Glaub-Engelskirchen

Ansicht von Osten 

Modell. Abbildung aus: Bischöfliches Generalvikariat Trier (Hg.): Neue Bauten im Bistum Trier. Stuttgart 1961, S. 29

Modell 

Grundriss. Abbildung aus: Bischöfliches Generalvikariat Trier (Hg.): Neue Bauten im Bistum Trier. Stuttgart 1961, S. 29

Grundriss 

Altarraum mit Kreuz von Hanns Scherl, 1967. Foto: Günter Hesler

Altarraum mit Kreuz von Hanns Scherl, 1967 

Schutzmantelmadonna von Hanns Scherl, 1962. Foto: Rüdiger Glaub-Engelskirchen

Schutzmantelmadonna von Hanns Scherl, 1962 

Taufkapelle mit Fenster von Gabriel Loire, 1957. Foto: Günter Hesler

Taufkapelle mit Fenster von Gabriel Loire, 1957 

Kirchenschiff, Westwand mit Fenstern von Gabriel Loire. Foto: Rüdiger Glaub-Engelskirchen

Kirchenschiff, Westwand mit Fenstern von Gabriel Loire 

Gabriel Loire, "Er war aus dem Hause und Geschlechte Davids", 1957 (Ostwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Er war aus dem Hause und Geschlechte Davids", 1957 (Ostwand) 

Gabriel Loire, "Der Engel des Herren brachte Maria die Botschaft", 1957 (Ostwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Der Engel des Herren brachte Maria die Botschaft", 1957 (Ostwand) 

Gabriel Loire, "Ein Kind ist uns geboren", 1957 (Ostwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Ein Kind ist uns geboren", 1957 (Ostwand) 

Gabriel Loire, "Er begann zu wirken und zu lehren", 1957 (Ostwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Er begann zu wirken und zu lehren", 1957 (Ostwand) 

Gabriel Loire, "Blinde sehen, Lahme gehen", 1957 (Ostwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Blinde sehen, Lahme gehen", 1957 (Ostwand) 

Gabriel Loire, "Der Menschen ist gekommen, sein Leben hinzugeben", 1957 (Ostwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Der Menschen ist gekommen, sein Leben hinzugeben", 1957 (Ostwand) 

Gabriel Loire, "Er ist auferstanden, er ist nicht mehr hier", 1957 (Westwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Er ist auferstanden, er ist nicht mehr hier", 1957 (Westwand) 

Gabriel Loire, "Während er sie segnete, wurde er empor getragen zum Himmel", 1957 (Westwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Während er sie segnete, wurde er empor getragen zum Himmel", 1957 (Westwand) 

Gabriel Loire, "Und alle wurden vom heiligen Geist erfüllt", 1957 (Westwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Und alle wurden vom heiligen Geist erfüllt", 1957 (Westwand) 

Gabriel Loire, "Gehet hinaus in alle Welt und lehret alle Völker und taufet", 1957 (Westwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Gehet hinaus in alle Welt und lehret alle Völker und taufet", 1957 (Westwand) 

Gabriel Loire, "Ihr sollt meine Zeugen sein", 1957 (Westwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Ihr sollt meine Zeugen sein", 1957 (Westwand) 

Gabriel Loire, "Er wird kommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten", 1957 (Westwand). Foto: Günter Hesler

Gabriel Loire, "Er wird kommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten", 1957 (Westwand) 

Saarbrücken, Bezirk Dudweiler (Dudweiler), Katholische Pfarrkirche St. Barbara

Letzte Änderung: 19/07/2012

Katholische Pfarrkirche St. Barbara

Am Hang, Saarbrücken, Dudweiler

 

 

Der Kirchenbau von Heinrich Latz und Toni Laub

 

Dudweiler und auch die umliegenden Orte wie z.B. Jägersfreude und Camphausen sind eng verbunden mit dem Steinkohlebergbau. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewann der Abbau von Steinkohle in Dudweiler immer mehr an Bedeutung. Quellen belegen, dass bereits 1885 Dudweiler eine "Bergmännische" Bevölkerung verzeichnete. Die Einwohnerzahlen nahmen dadurch stetig zu, so auch die Katholikenzahlen der Pfarrei St. Maria Himmelfahrt (St. Marien Dudweiler). Im Jahr 1954 war die Pfarrei auf etwa 12 000 Katholiken angewachsen.

 

Aus diesem Grund wurden im April 1954 zwei neue Seelsorgebezirke von der Mutterpfarrei St. Marien Dudweiler abgetrennt. Es entstanden die Pfarreien St. Barbara und St. Bonifatius in Dudweiler. Man wollte gewährleisten, dass sich die Christen dort zum Gottesdienst versammeln können, wo sie auch wohnen. Außerdem hatten die Gläubigen in der Pfarrkirche St. Marien nicht genügend Platz. Es entstanden gleich zwei neue Pfarrbezirke, aus heutiger Sicht hätte sicherlich eine neu gegründete Pfarrei ausgereicht. Da in Dudweiler viele Bergmannsfamilien Heimat gefunden hatten, lag es nahe, eine der neu zu errichtenden Pfarrkirchen dem Patrozinium der Heiligen Barbara zu weihen, der Schutzpatronin der Bergleute. Bevor die Pfarrkirche St. Barbara erbaut wurde, stand bereits 1950 eine Notkirche an der Rentrischer Straße / Ecke Gerstnershaus. Aber aus den oben erwähnten Gründen war auch diese kleine Notkirche den Erfordernissen nicht mehr gewachsen.

 

Unter Pfarrer Karl Weller, dem ersten Pfarrer, wurde die Pfarrkirche St. Barbara erbaut. Die Architekten Heinrich Latz aus Saarlouis und Anton Laub aus Saarwellingen erstellten die Baupläne. Dabei wurde auch bedacht, dass die Pfarrei für das Gemeindeleben eigene Pfarrräume benötigt. So konnten unter dem Sakristeigebäude einige Räume für ein kleines Pfarrheim entstehen.

 

Pfarrer Karl Weller wurde als Pfarrer von St. Barbara zunächst in der Notkirche am 2. Mai 1954 eingeführt. Durch Dechant Wilhelm Kehr wurde noch im gleichen Jahr am Fest der Heiligen Barbara, dem 4. Dezember, der erste Spatenstich getätigt, der Bau der neuen Kirche konnte beginnen. Die Grundsteinlegung für die neue St. Barbarakirche in der Straße Am Hang (Ecke Pfaffenkopfstraße, im ehemaligen Steinbruchgelände) fand am 27. Mai 1956 statt. Bereits zwei Jahre später, am 20. Juli 1958 war es dann soweit: die neue St. Barbara-Kirche konnte benediziert werden. Dechant Wilhelm Kehr übernahm die Einsegnung und es fanden die ersten Gottesdienste im Rohbau statt.

 

Die außergewöhnliche Betonkonstruktion, die bis zu 28 m Breite hat, ragt weit über den Stadtteil Dudweiler-Süd hinaus und ist zu einem Wahrzeichen von Dudweiler geworden. Ganz bewusst trägt dieser besondere Kirchbau die Züge eines Bergwerkes und stellt somit die Verbindung zur Schutzpatronin der Heiligen Barbara her. Es gibt einige auffallende Merkmale, die hier an dieser Stelle vorab erwähnt werden, weil sie an die Schutzpatronin der Bergleute erinnern. So ist beispielsweise der Glockenturm einem Grubenförderturm nachempfunden. Die größte Glocke trägt den Namen der Heiligen Barbara. Die Barbara-Statue, die im Eingangsbereich in der Vorhalle ihren Platz gefunden hat, weist ebenfalls darauf hin, wie auch die Kirche einer Verlesehalle einer Grube gleicht, dem Saal, in dem die Aufgaben und die Ergebnisse jeder Arbeitsgruppe im Bergwerk verlesen werden. Im Chor in der Nähe des Tabernakels brennt eine Grubenlampe als ewiges Licht. Dies ist normalerweise gar nicht zulässig, jedoch hatte dieses „ewige Licht“ bereits in der Notkirche seinen festen Platz und konnte mit Sondergenehmigung der bischöflichen Behörde in Trier in die neue Pfarrkirche umziehen. Und auch in den Kirchenfenstern sollte die Heilige Barbara gezeigt werden: Im vorletzten großen Kirchenfenster ist sie als junge Frau in rotem Gewand dargestellt.

 

Die Architekten Latz und Laub entwarfen eine Saalkirche, die sich im Grundriss zum Chor hin leicht verjüngt. Die schmucklosen, in den Kirchenraum vorspringenden Stahlbetonpfeiler der Seitenwände tragen sich kreuzende Stahlträger, auf denen das flache Deckengewölbe ruht. Wie in einer gotischen Kirche strebt die Architektur danach, die Wände so weit es geht durch Fenster aufzulösen und Licht in den Raum zu führen. In der Westwand ließen sich zwischen die Pfeiler Glasbetonfenster einfügen, die fast vom Fußboden bis zur Decke reichen, in der Ostwand war der Einbau von Fenstern nur im oberen Bereich möglich. Der Chor, der sich über einem parabelförmigen Grundriss erhebt, ist seitlich eingezogen und oben über die Decke des Schiffes erhöht. Dadurch kann er über eine Fensterreihe beleuchtet werden, die vom Kirchenschiff aus nicht erkennbar ist. Das von oben einfallende Tageslicht reflektiert an der hellen, gekrümmten Chorwand und erfüllt den Altarraum mit einer ganz besonderen Lichtstimmung, die sich von der Lichtstimmung, wie sie dank der farbigen Fenster im Kirchenschiff herrscht, bewusst absetzt. An der gegenüberliegenden Nordwand liegen die Eingangstüren, darüber ragt die Orgelempore frei und weit in den Kirchenraum hinein. Die kleine Taufkapelle liegt zwischen dem Altarraum und der sich östlich daran anschließenden Sakristei.

 

Im Oktober 1959 beschloss man, der Firma Rudolf Cons den Auftrag für den Bau der Eingangshalle und des Glockenturms zu geben. Besonders der abgesetzte Kirchenturm ragt bis heute weit über die Häuser von Dudweiler-Süd hinaus und ist schon von weitem erkennbar. Nachdem der Glockenturm fertig war, konnte am 11. Dezember 1960 die erste und größte Glocke geweiht werden. In den zwei nächsten Jahren kamen drei weitere Glocken dazu. Die frei schwingenden Glocken im offenen Turm sind für ihre Klangart (man könnte meinen, es sei ein Domgeläut) ebenfalls weithin bekannt. Die vier Glocken haben folgende Namen: Barbara, Karl, Maria und Josef. 2540 kg wiegt die größte Glocke, die Barbaraglocke (Ton C) und läutet um 17.00 Uhr am Sterbetag eines Pfarrangehörigen. Die Karlsglocke (Ton D) wiegt 1600 kg, die Marienglocke (Ton E) 1200 kg und die Josefsglocke (Ton G) 700 kg. Wenn an Feiertagen alle vier Glocken gleichzeitig läuten, ist auf dem Kirchenvorplatz kein Gespräch mehr möglich, so laut und eindringlich rufen sie zur Heiligen Messe.

 

Am 1. Januar im Jahre 1961 wurde die Pfarrgemeinde St. Barbara in den Stand einer eigenen Pfarrei erhoben. Die Innenausstattung war erst im Jahr 1977 abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Pfarrei St. Barbara etwa 3300 Katholiken; heute im Jahr 2011 zählt sie noch etwa 1800 Pfarrangehörige.

 

Besonders bedeutsam sind in St. Barbara die künstlerisch überaus wertvollen Kirchenfenster. Sie stammen von dem französischen Künstler Gabriel Loire aus Chartres, der auch die Fenster in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu Berlin schuf. Die Kirchenfenster haben eine sinnvolle Anordnung. Die Darstellungen auf der linken, östlichen Seite des Kirchenraums zeigen die Heilsgeschichte Jesu, die auch zur Heilsgeschichte der Gläubigen werden kann. Sie beginnt mit dem Stammbaum von Jesus Christus. Der Engel Gabriel verheißt der Gottesmutter Maria die Geburt des Gottessohnes. Die Geburt Jesu, sein Leben und Wirken, insbesondere seine Wunder stehen im Mittelpunkt, ehe er sich dem Heilswillen Gottes unterwirft und für die Menschen am Kreuz stirbt. Mit dieser Darstellung sind die Fenster auf der linken Seite zu Ende und der Blick führt in den Altarraum. Dort wird in übergroßer Form das Kreuz Jesu vor Augen gestellt, ehe es dann auf der rechten, der westlichen Seite des Kirchenschiffs mit den großen Fenstern weitergeht: Das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens, die Auferstehung Jesu, verbunden und verknüpft mit der Himmelfahrt und der Geistessendung. Der Auftrag des Auferstandenen gilt auch den Christen heute noch: "Gehet hin in alle Welt und taufet sie." Das nächste Fenster zeigt übergroß die Schutzpatronin, die Heilige Barbara, die über den anwesenden Gläubigen, Priestern und Bischöfen im Schiff, das sich Gemeinde nennt, steht. Sie ist die Fürsprecherin der Christen bei Gott. Sie wird übrigens auch als eine der 14 Nothelfer verehrt. Und zuletzt, wie sollte es anders sein, müssen auch wir Menschen einmal sterben. Das jüngste Gericht, im letzten Bild dargestellt, wird den Menschen ihre Taten vor Augen stellen und sie dürfen auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen.

 

In der Taufkapelle links neben dem Chor beim Sakristeieingang befindet sich ebenfalls ein bemerkenswertes kleines Kirchenfenster. Hier ist ausdrücklich viel Blau verwendet, um das Wasser zu symbolisieren. Fische sind zu erkennen, das Erkennungszeichen für die ersten Christen während der frühen Zeit der Christenverfolgung.

 

Von der Ausstattung des Kircheninnenraums sind vor allem die Arbeiten des Wittlicher Bildhauers Hans Scherl zu nennen: Der Tabernakel (Geschenk des damaligen saarländischen Ministerpräsidenten Dr. Franz-Josef Röder), das in Bronze gegossene Altarkreuz mit dem lebensgroßen Corpus (1967) und die Schutzmantelmadonna aus Lindenholz (1962) über dem rechten Seitenaltar. Bewusst ist der Blick Mariens auf das Kreuz im Altarraum gerichtet.

 

Dem aufmerksamen Kirchenbesucher wird auffallen, dass der Altar, der Seitenaltar, der Ambo und das Taufbecken aus dem gleichen Material – Kalkstein - bestehen. Dadurch wird deutlich, dass eine Einheit bilden und die Sakramente der Taufe sowie der Eucharistie inhaltlich zusammengehören. Der Ambo bzw. die Kanzel, von der das Wort Gottes verkündet wird, steht dazwischen und hält lebendig, was Jesus in seinem Leben und Sterben getan und verkündet hat.

 

Die Anschaffung einer eigenen großen Kirchenorgel war ein weiterer Höhepunkt der Ausgestaltung der St. Barbara-Kirche. Sie ist in mehreren Bauabschnitten von der Firma Hugo Mayer in Heusweiler erbaut worden (1958). Das 3-manualige Instrument, bestehend aus Hauptwerk, Brustwerk und Schwellwerk, hat 36 klingende Register. Ein gewaltiges Pfeifenwerk, das sich über die Breite der ganzen Empore erstreckt, passt sich gut in das Gesamtbild der Kirche ein. Die elektrische Traktur ermöglicht einen fahrbaren Spieltisch. Romantische Klänge, vor allem im 3. Manual (Schwellwerk), sind ein besonderes Charakteristikum dieses Instruments. Diese Anschaffung war nur möglich, weil viele Pfarreimitglieder, insbesondere der Kirchenchor der Pfarrei, Feste und Basare veranstaltete, um aus deren Erlös die Orgel zu finanzieren. Die Orgel wurde im Juni 1977 eingeweiht. Vor wenigen Jahren wurde sie von Werner Rohé aus Eschringen ausgereinigt und "überholt".

 

Unter Pfarrer Franz-Josef Mülhausen kam die Idee auf, die eher kahle Vorhalle mit einer Barbara-Statue auszustatten. So wurde zu Beginn der 1990er Jahre für den Eingangsbereich bei dem Bildhauer Horst Schmidt (Illingen) eine Barbara-Statue in Auftrag gegeben. Auf ihren Armen trägt die Hl. Barbara den Turm, in den sie der Legende nach eingesperrt gewesen sein soll. Erkennbar für ihr Glaubenszeugnis sieht man die drei Fenster. Während der Abwesenheit ihres Vaters hatte sie ein drittes Fenster brechen lassen, um ihrem Glauben an den dreifaltigen Gott Ausdruck zu verleihen. Die dazugehörige Konsole wurde von einem Pfarreimitglied geschnitzt. Pastor Franz-Josef Mülhausen segnete die Statue im Dezember 1991 ein.

 

Renovierungsmaßnahmen standen in den 1990er Jahren mit der Sanierung des Sakristeidaches sowie der Außensanierung des Sakristeigebäudes an. In einem ersten Bauabschnitt erfolgte eine umfassende Instandsetzungsmaßnahme der elektrischen Anlagen. In einem weiteren Bauabschnitt ebenfalls in den 1990 Jahren wurden das Kirchendach und die Außenmauern des Kirchenschiffs instandgesetzt. Unter Pastor Wolfgang Rudolph wurde die Pfarrkirche St. Barbara im Jahr 2000 innen renoviert und neu gestrichen. 

 

Die Katholische Pfarrkirche St. Barbara ist seit einigen Jahren auf der Denkmalliste des Saarlandes als Einzeldenkmal ausgewiesen.

 

 

Rüdiger Glaub-Engelskirchen

 

 

 

 

Die Kirchenfenster von Gabriel Loire

 

Der Besucher des Gotteshauses wird überrascht von der Farbenpracht der Kirchenfenster, die die Kirche in ein leuchtendes, farbiges Licht tauchen. Die Glasbetonfenster stammen von dem französischen Glaskünstler Gabriel Loire aus Chartres. Gabriel Loire und sein Atelier waren in den fünfziger und sechziger Jahren des vergangen Jahrhunderts weltweit tätig und haben eine kaum zu überblickende Anzahl von Glasfenstern für Kirchen und Profanbauten gefertigt. Von den Arbeiten des Atelier Loire in Deutschland sind die 1958 entstandenen großflächigen, figürlichen Glasbetonfenster der katholischen Pfarrkirche St. Barbara in Dudweiler ebenso als herausragend zu nennen wie die fast vollständige Rundumverglasung mit abstrakten Glasbetonfenster der evangelischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin aus dem Jahr 1963. In beiden Fällen zeichnet der Maître Verrier Gabriel Loire sowohl für den künstlerischen Entwurf als auch für die Ausführung verantwortlich.

 

Gabriel Loire, ausgebildet in der Werkstatt des Chartreser Glasmalers Charles Lorin, gilt als Wegbereiter und herausragender Vertreter der Dickglasmalerei. Bei dieser Technik werden dicke, passend zurecht gehauene Glasstücke mit Beton umgossen. Da die einzelnen Stücke durch das Abschlagen von Kanten grob facettiert sind, leuchten und funkeln sie in ganz besonderer Weise und erzielen im Zusammenspiel mit den dunklen Lineaturen der Betonstege den unverwechselbaren Charakter des Glasbetonfensters.

 

Die Architekten Latz und Laub hatten für den Neubau der Pfarrkirche St. Barbara eine Saalkirche entworfen, die aufgrund der Grundstückssituation nach Süden ausgerichtet ist. Die zur Straße weisende Westwand wurde fast vollständig aufgelöst. An den Wandpfeilern blieben nur schmale Wandflächen stehen, dazwischen sind die Fenster eingespannt, die geringfügig oberhalb des Fußbodens ansetzen und bis zur Decke reichen. Bedingt durch die Hanglage war eine ähnliche Auflösung der gegenüberliegende Ostwand nicht möglich. Hier konnte nur die obere Hälfte der Wand zwischen den Pfeilern durchfenstert werden. Die kleine, zwischen Chor und Sakristei liegende Taufkapelle wird durch ein raumhohes Fenster beleuchtet. Den künstlerischen Wettbewerb, der zur Erlangung von Entwürfen zur Betonverglasung ausgeschrieben wurde, konnte Gabriel Loire für sich entscheiden.

 

In den Fenstern der St. Barbara-Kirche verwirklichte Gabriel Loire "auch die Idee, durch große Fensterflächen das Kircheninnere farblich so zu gestalten, dass auf eine spätere Innenausmalung verzichtet werden konnte; dies gibt dem Kirchenraum ein unbeschreiblich warmes, zu Gebet und Meditation anregendes Licht ..." (Jürgen Kunz, in: Kirchenfenster 1985, S. 6).

 

Die bildlichen Darstellungen der Fenster der Ostwand, beginnend an der Orgelempore:

1. Er war aus dem Hause und Geschlechte Davids

2. Der Engel des Herren brachte Maria die Botschaft

3. Ein Kind ist uns geboren

4. Er begann zu wirken und zu lehren

5. Blinde sehen, Lahme gehen

6. Der Menschen ist gekommen, sein Leben hinzugeben

 

Die bildlichen Darstellungen der Fenster der Westwand, beginnend am Chor:

1. Er ist auferstanden, er ist nicht mehr hier

2. Während er sie segnete, wurde er empor getragen zum Himmel

3. Und alle wurden vom heiligen Geist erfüllt

4. Gehet hinaus in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sie

5. Ihr sollt meine Zeugen sein

6. Er wird kommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten

 

Das Fenster der Taufkapelle:

In der Taufkapelle finden wir ein Einzelfenster, das sich von der zusammenhängenden Sinngebung der Fenster im Kirchenschiff abhebt. Das Fensterbild ist der Taufe gewidmet. In Gestalt einer Taube und von Strahlen begleitet kommt der Heilige Geist von rechts oben herab. Am unteren Bildrand wird durch die Darstellung von Fischen Wasser angedeutet und zugleich Bezug genommen auf den Fisch als Symbol der ersten Christen. Die vorherrschenden blauen Farbtöne von Himmel und Wasser tauchen die Kapelle in eine lichte blaue Farbe.

 

 

Günter Hesler

 

 

 

Bibliografie

  • Bischöfliches Generalvikariat Trier (Hg.): Neue Bauten im Bistum Trier. Stuttgart 1961, S. 29
  • Landeshauptstadt Saarbrücken, Stadtbezirk Dudweiler (Hg.): 1000 Jahre Dudweiler. 977-1977. Saarbrücken 1977
  • Katholische Pfarrei St. Barbara Dudweiler (Hg.): 25 Jahre Pfarrei St. Barbara. Pfarrfest vom 24.-27.5.1979. Dudweiler 1979
  • Die Kirchenfenster von St. Barbara Dudweiler. Fotos von Gerd Gombert, Redaktion Jürgen Kunz. Saarbrücken 1985
  • Pfarrgemeinde St. Barbara Dudweiler (Hg.): 40 Jahre St. Barbara 1954-1994. Dudweiler 1994
  • Katholisches Pfarramt St. Barbara / St. Bonifatius Dudweiler (Hg.): 50 Jahre Pfarreien St. Barbara und St. Bonifatius 1954-2004. Saarbrücken 2004
  • Vor Ort in Dudweiler. Monatszeitschrift für Dudweiler, Herrensohr, Jägersfreude, Scheidt. Ausgabe Dezember 2008 (Text von Elfriede Vogt)
  • Bastian Müller: Architektur der Nachkriegszeit im Saarland. Saarbrücken 2011 (Denkmalpflege im Saarland 4), S. 152

 

 

Redaktion: Oranna Dimmig


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